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Über den inneren Schweinehund, SpongeBob und Ronja Räubertochter

Aktualisiert: 17. Nov. 2023


Vielleicht hast du dich schon einmal ernsthaft gefragt, wer du eigentlich wirklich bist? Und wenn ja, wie viele? 😉 Vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass dein ewig babbelnder Verstand zeitweilen richtige Zwiegespräche führt in deinem Kopf, die dich eventuell sogar daran zweifeln lassen, ob du noch alle Tassen im Schrank hast?


Die gute Nachricht ist: du bist nicht verrückt! Selbstgespräche – ob laut ausgesprochen oder stumm in deinem Kopf – sind etwas völlig Normales, solange du sie noch als Selbstgespräche erkennst. Falls du allerdings die Überzeugung hast, dass die Stimmen in deinem Kopf reale Personen sind, mit denen du dich unterhältst, dann wird es schon etwas kritischer… Aber da ich keine Psychologin resp. Psychiaterin bin, gehe ich hier nicht auf Multiple Persönlichkeiten oder Schizophrenie ein, da dies auch gar nicht Ziel und Zweck dieses Blogs ist.


Mir geht es darum, dich heute auf deinen „Self Talk“ – also deine innerlich geführten Selbstgespräche zu sensibilisieren. In welcher Art und Weise redest du mit dir? Ist das liebevoll oder doch eher herabsetzen und abwertend? Wie reagierst du, wenn dir ein Fehler passiert ist oder sonst irgendein Missgeschick? Strafst du dich dann selber innerlich ab für das, was passiert ist? Oder wenn du ein Ziel nicht erreicht hast? Oder wenn du erst gar nicht anfängst, etwas in die Hand zu nehmen, weil ein Anteil in dir dir einredet, dass du das sowieso nicht schaffst?


Am besten lässt du einfach mal den heutigen Tag passieren und überlegst dir, in welchen Situationen du einen inneren Dialog geführt hast und wie sich dieser angehört hat.


In der Psychotherapie gibt es den Ansatz der sogenannten Ego State-Therapie, wo es darum geht, dir deine inneren Anteile (= Stimmen) bewusst zu machen und die positiven als Ressourcen zu nutzen, um Blockaden oder festgefahrene Glaubenssätze zu lösen. Auch die Hypnose arbeitet mit diesen Ego States.

Wenn du dir die folgende Grafik anschaust, überlege dir mal, welche Aussagen dir bekannt vorkommen:


Na, wie hoch ist dein Wiedererkennungswert? 😉 Das alles sind Aussagen deines Verstands/Egos, der dir immer wieder einreden will, dass du nichts wert bist, dass du nichts kannst oder dass es zu anstrengend ist. Wenn man das Ego aufspaltet, so entdeckt man da ganz viele verschiedene Persönlichkeiten, auf welche ich jetzt kurz eingehen möchte.


Der innere Schweinehund...

... macht sich immer dann bemerkbar, wenn wir eigentlich keine wirkliche Lust auf etwas haben. Gesündere Ernährung, einen aktiveren Lebensstil oder auch nur das lästige Aufräumen der Wohnung. Oder dann ganz grosse Entscheidungen wie eine nicht mehr funktionierende Beziehung verlassen oder den verhassten Job kündigen. All die Dinge, die erledigt werden sollten, zu denen man sich aber kaum aufraffen kann – in all diesen Momenten spürt man seinen inneren Schweinehund ganz besonders stark.


Der innere Schweinehund schlägt den scheinbar einfachen Weg vor, die Gemütlichkeit, das Verbleiben in bekannten Mustern und ganz besonders das Einkuscheln in der eigenen (vermeintlichen) Komfortzone. Bloss nichts Neues und Unbekanntes, das zu Veränderungen führen könnte. Ein trügerisches Wohlgefühl und vor allem eine trügerische Sicherheit stellen sich ein, denn was sich anfangs noch der einfachste Weg präsentiert, stellt sich auf lange Sicht oft als falscher Pfad heraus.


SpongeBob - der ewige Nörgler - ist dein innerer Kritiker

Jene Stimme in dir, die ständig was an dir rumzumeckern hat: dass du nicht gut genug bist, dass du nicht intelligent genug bist, dass du nicht reich genug bist, dass du nicht schön genug bist usw. etc. pp. – wir kennen SpongeBob alle bestens! Leider ist es so, dass SpongeBob meistens die lauteste Stimme und das grösste Maul hat und zuweilen sehr hart und harsch mit uns umgeht. Die Gründe dafür sind vielfältig, zumeist ist es aber die mangelnde Selbstliebe, zu der wir erzogen wurden. Ich möchte in einem separaten Blog tiefer in dieses Thema eintauchen.


SpongeBob zeigt sich gerne als Krieger, der dir aufzeigt, was alles schief gehen könnte, wenn du eine Sache in Angriff nehmen möchtest. SpongeBob ist extrem gut darin, dir immer zuerst einmal das Worst Case-Szenario zu präsentieren. Seine Lieblingsfrage ist: „aber was ist wenn?“.


SpongeBob ist dein härtester Kritiker. Er beurteilt und verurteilt dich permanent und zeigt dir gerne immer wieder deine Schwächen auf. Er trampt gerne auf jedem Fehler herum und erinnert dich dabei auch an all deine vergangen Fehler oder Versagen. Sein Lieblingssatz ist: „Du bist ein Idiot!“.


SpongeBob sieht dich aber auch gerne als Loser/Verlierer oder Opfer. Er redet dir ein, dass es hoffnungslos ist mit dir, dass du keine Fortschritte machst, weil es viel zu anstrengend ist oder du damit überfordert wärst. Er sagt dir, dass etwas falsch ist mit dir, dass du unwürdig und unfähig bist. Sein Lieblingssatz ist: „Ich kann NICHT“.


Ronja Räubertochter ist dein inneres Kind

Ich habe mein inneres Kind Ronja getauft, um dieser Anteil für mich greifbarer zu machen, da ich mit dem Begriff inneres Kind lange etwas Mühe hatte. Damit ist nicht ein tatsächliches Kind gemeint, sondern auch einer deiner inneren Anteile.


Das Innere Kind (Inner Child) ist ein therapeutisches Konzept, das von John Bradshaw in den 1970er und 80er Jahren entwickelt wurde. Das Innere Kind symbolisiert dabei alle - teilweise unbewussten - Gefühle, Erlebnisse und Erinnerungen aus der eigenen Kindheit. Verletzungen, Zurückweisungen, Liebesentzug und Traumatisierungen in der Kindheit führen häufig dazu, dass das verwundete Innere Kind (wounded Inner Child) zum Schutz vor belastenden Erinnerungen abgekapselt wird und Menschen die Verbindung zu ihren kindlichen Gefühlen und Erinnerungen verlieren. Das Ziel der therapeutischen Arbeit mit dem Inneren Kind besteht darin, sich dem Inneren Kind liebevoll und akzeptierend zuzuwenden und wieder Zugang zu kindlichen Gefühlen, wie Freude, Neugier und Lebenslust, erhalten.


Wer als Kind wenig Liebe und Anerkennung in der Familie erfahren hat oder traumatisiert wurde, entwickelt oftmals intensive Scham und Angstgefühle, die dazu führen, dass Gefühle aus der Kindheit teilweise oder vollständig ausgeblendet und abgekapselt werden.


Das unterdrückte, verwundete und abgelehnte Innere Kind zeigt sich beim Erwachsenen in seiner extremen Form in irrationalen, überschiessenden Reaktionen bei kleinsten Kränkungen, selbstverletzendem Verhalten, einem beschädigtem Selbstwertgefühl und tiefgreifender Unsicherheit, Anfälligkeit für Süchte oder einem übermässigen Streben nach Anerkennung und Aufmerksamkeit.


Während dein innerer Schweinehund und dein innerer Kritiker vor allem damit beschäftigt sind, dich in deiner vermeintlichen Komfortzone zu behalten, strebt das innere Kind nach Heilung. Solange aber SpongeBob und Schweinehund das Sagen haben im Team, ist Heilung und Wachstum fast unmöglich. Denn diese beiden Anteile wirken sogar dann, wenn du eine Hochphase hast, du dich glücklich fühlst und dir alles gelingt. So ganz nach dem Motto: also das kann ja net sein, dass es mir jetzt plötzlich so gut geht! Und dann setzen die beiden alles daran, dich wieder in deiner Komfortzone (= Grauzone) «einzumitten». Du siehst dies auf der folgenden Grafik schematisch dargestellt:


Soweit so gut – und nun?

Nun, die gute Nachricht ist, dass du weder Opfer deiner Umstände noch Opfer deiner inneren Anteile bist. Der erste Schritt zur Heilung ist die Bewusstmachung, dass es diese Anteile gibt und vor allem die Bewusstmachung deines inneren Self-Talks. Wie du das machen kannst, werde ich dir in Teil II erklären.


Die Arbeit mit dem inneren Kind erfordert mehr Aufmerksamkeit und ist zu Beginn schwierig alleine zu bewältigen, denn hier geht es sozusagen ums Eingemachte. Wenn du mit deinem inneren Kind arbeiten möchtest oder aber auch SpongeBob und Schweinehund den Riegel nachhaltig vorschieben möchtest, so unterstütze ich dich gerne dabei. Kontaktiere mich gerne, wenn du SpongeBob & Co. die Stirne bieten möchtest!



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